KONFLIKTE – die Schafe im Wolfspelz!?

Mögen Sie eigentlich Konflikte?

Möglicherweise wundern Sie sich über diese Frage? Denn die Antwort scheint doch auf der Hand zu liegen: „Natürlich nicht!!“ Was sollte einen Streit, eine Meinungsverschiedenheit, eine Dissonanz schon sympathisch oder gar liebenswert machen?

Ich verrate es Ihnen:

Meist ereilen uns Konflikte in „düsterem Gewand“ – sie zerstören, sie frustrieren, sie provozieren und sie irritieren. Oft verursachen sie einen „Kloß“ im Hals, ein dumpfes Gefühl oder schlaflose Nächte. Und tatsächlich: Konflikte schütteln unseren Alltag, unsere Beziehungen und unser Bedürfnis nach Harmonie so richtig durch – ähnlich wie bei einem Erdbeben, wo am Ende nur noch ein neu zu ordnender Haufen übrig bleibt. Und genau in dieser Dramatik liegt auch die Chance! Denn Konflikte sind vor allem eines: ein Zeichen dafür, dass eine Klärung nötig ist. So sind sie gewissermaßen ein Hinweisschild, welches  schreit: „Achtung, Achtung, hier stimmt etwas nicht!“

Überall dort, wo es zu Konflikten kommt, existieren auch Emotionen. Denn sind wir doch mal ehrlich: wenn uns etwas oder jemand gleichgültig ist, machen wir uns nicht die Mühe, Frust und Nerven zu investieren. So bringen uns Konflikte also auch zum Überlegen, was uns wichtig ist, was wir wollen und was uns kränkt oder ärgert. Vor allem aber weisen sie uns den Weg in eine selbstbestimmte Zukunft. Sie geben uns die Chance, Klarheit zu schaffen, unsere „Angelegenheiten“ zu ordnen,  Standpunkte zu beziehen oder diese zu hinterfragen und Beziehungen zu Personen, die uns wichtig sind, neu zu strukturieren.

Ein Grund, warum ich meinen Beruf liebe, sind die verschieden Menschen, welche ich täglich kennenlernen, beraten und begleiten darf. Und so oft sind es Konflikte, die sie zu mir führen. Nicht nur im Rahmen der Mediation, welche ja sozusagen dafür gedacht ist, dem Schaf den Wolfspelz auszuziehen. Auch innerhalb von Supervisionen, Einzel- oder Paarberatungen. Und immer wieder begegnet mir in diesem Zusammenhang ein Phänomen: die Überraschung! Denn für die meisten ist es ein völlig neuer Ansatz, Konflikte positiv zu betrachten. Das noch größere Staunen tritt aber dann ein, wenn sich diese Manschen – oft erstmals nach langer Zeit – getraut haben, einem Konflikt offensiv zu begegnen und diesen zu klären. Dann entsteht nämlich vieles, womit sie nicht gerechnet haben: allem voran ein Zuwachs an Stolz und Selbstbewusstsein. Aber auch die Reaktion des Konfliktpartners löst häufig Verwunderung aus. Entgegen der oftmals extrem negativ geprägten Prophezeiungen ist auch dieser meist dankbar, wenn der dicke „Kloß“ in seinem Hals herunter gespült und in bekömmlichen Häppchen verdaut werden kann. Deshalb kommt es beim offenen und positiven Umgang mit Konflikten sehr viel seltener zu Eskalationen als wir glauben.

Lassen Sie es mich deshalb so formulieren: ein Hoch auf die Konflikte – ohne sie wäre unser Leben nicht das, was es ist: ein fortwährender Entwicklungsprozess! Und Harmonie ist auf Dauer doch auch langweilig, oder??? 😉

Herzlichst Mareike Fährmann